Auswahl und Suche des Camper Basisfahrzeugs

Wer auf Europareise gehen möchte, muss sich für ein Fortbewegungsmittel entscheiden. Maximal unabhängig fühlen wir uns mit einem Bus. Wir können unser ganzes Sport-Geraffel für die Berge, zum Klettern, für den Strand und zum Kiten mitnehmen, müssen uns nicht nur für eine Hose und ein T-Shirt entscheiden und können unser Essen selbst kochen.

Auswahl und Suche des Camper Basisfahrzeugs

Da wir kein Wohnmobil aka Camper in der Garage stehen haben, müssen wir uns wohl oder übel auf den Automarkt begeben und zwischen Wucher, Schrott und einer unendlichen Auswahl unser Zuhause für mindestens 1 Jahr finden.

Solltest du auch an diesem Punkt stehen, helfen dir hoffentlich die mühsam recherchierten und gesammelten Infos. Falls du noch Fragen oder auch Ergänzungen hast, lass gerne einen Kommentar da.

[Update von unserer Europareise]
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Modelle für Wohnmobil/Camper-Ausbau aka Van Conversion

Es gibt so viele unterschiedlichen Basisfahrzeuge für den Ausbau bzw. Umbau zum Wohnmobil bzw. Camper. Als erstes haben wir uns eine Übersicht verschafft, um herauszufinden, was wir eigentlich suchen.

Basisfahrzeug Vorteile Nachteile
Mercedes Sprinter
  • Langlebige Motoren
  • Robuste Technik
  • Gute Ersatzteilversorgung
  • Großes Angebot
  • Hoher Preis
  • Stark rostanfällig
  • Viele abgerockte auf dem Markt (Kurierfahrzeug)
Fiat Ducato / Citroen Jumper / Peugeot Boxer
  • Niedriger Preis
  • Gute Platzausbeute
  • Nicht sehr rostanfällig
  • Gute Ersatzteilversorgung (da Basis für Wohnmobile)
  • 2.2 Liter Motoren haben schlechten Ruf
  • niedrigere technische Qualität
  • Viele abgerockte auf dem Markt (Kurierfahrzeug)
VW Crafter (Bis auf Front und Motor baugleich mit Sprinter bis Bj. 2018)

 

  • Niedriger Preis
  • Stark rostanfällig
  • Motoren nicht so langlebig
VW T4/T5
  • Vorteil bei Stellplatzsuche (klein & unauffällig)
  • Alltagstauglich
  • Langlebige Motoren
  • Teuer, da Liebhaberobjekt
  • Für ein Jahr zu wenig Platz und keine Stehhöhe (außer teure Modelle)
andere
  • Günstig
  • Motor & Technik nicht so robust
  • Schlechtere Ersatzteilversorgung

 

Entscheidung: Wir suchen einen Sprinter oder Ducato

Da wir keine Schrauber sind, setzen wir auf robuste Technik und langlebige Motoren und erhoffen uns eine höhere Sicherheit und Zuverlässigkeit auf der Reise. Wir haben uns schlau gemacht und kennen die Schwachpunkte von Sprinter und Ducato.

Sprinter

Sprinter rosten schnell und haben teils nach ca. 120 000 km Laufleistung Probleme mit dem Lenkgetriebe. Somit können wir ein Fahrzeug wählen, das wenig Rost hat, den wir selbst beseitigen und vorsorgen können. Das ist uns dann auch den Aufpreis wert, zumal der Wiederverkaufswert vergleichsweise auch wieder höher liegt.

Ducato

Ducatos haben weniger bis keine Probleme mit Rost, dafür blättert häufig der Lack großflächig ab. Generell wurde uns von den 2.2 Liter Motoren bis inkl. EURO 4 Norm abgeraten, da Werkstätten von häufigen und frühen Motorschäden berichten. Die 2.3 und insbesondere 3 Liter Motoren sollen jedoch langlebig und robust sein. Ducato haben scheinbar allerdings bei ca. 120 000 km häufiger Probleme mit der Kupplung.

Sprinter oder Ducato, aber welcher?

Es gibt sie in verschiedenen Größen und mit zahlreiche unterschiedliche Motoren. Darüber hinaus ist auch das Zulässige Gesamtgewicht für den Ausbau interessant, um nicht einen Ultralight-Carbon -Ausbau finanzieren zu müssen.

Baujahr

Es gibt den Sprinter I und den Sprinter II (W 906). Die Version I wurde bis zum Jahr 2006 und die Version II ab dem Jahr 2006 bis 2018 gebaut. Da wir eben keine Schrauber sind und möglichst wenig Rost am Fahrzeug haben wollen, suchen wir nur Sprinter der Version II, also mit Bj. 2006 und später – grundsätzlich so jung wie möglich.

Entsprechend kommt der Ducato III, also Baujahr 2006 bis 2011 und ab 2011 mit kleiner technischen und optischen Überholung in Betracht. Ab Ende 2011 erfüllten auch alle Motoren die EURO 5 Norm.

Größe

Da wir mit dem Sprinter bzw. Ducato einen Platzvorteil gegenüber einem T4/T5-Bulli haben wollen aber nicht mit unserem ganzen Hausstand verreisen wollen, gilt es, einen Blick auf die verschiedenen Größen zu werfen.

Aktuell gibt des Sprinter bei Mercedes Benz in den Längen „Kompakt“, „Standard“, „Lang“ und „Extralang“ und den drei Höhen „Normaldach“ (H1), „Hochdach“ (H2), „Superhochdach“ (H3). Häufig werden im Netz folgende Synonyme wie beispielsweise H2L3 für die Größe verwendet. Ein geschultes Auge sieht die Länge sofort aufgrund der Länge des Fahrzeugs nach der Schiebetür-Schiene. Komischerweise gibt es bei den Ducatos keinen L3, Fiat zählt einfach bei 4 weiter.

Bezeichnung Sprinter / Ducato Kryptisch Sprinter / Ducato
Synonym Erläuterung
Kompakt / Kurz L1 / L1 Kurz Fahrzeug endet quasi direkt an der Schiebetürschiene.
Standard / Mittel L2 / L2 Normal / Mittel Vielleicht 40 cm von der Schiebetür-Schiene bis zum Ende.
Lang / Lang L3 /L4 Lang Sprinter: Laderaumlänge ca. 3 Mal die Schiebetürlänge. Hinterrad teilt die letzten 2 Drittel.
Ducato: Nach Schiebetürschiene ist noch ca. ein halber Meter bis Ende.
Extralang /Extralang L4 / L5 Maxi (teils Synonym für Gewicht) Ein riesen Schiff

 

Maße und Gewichte findest du momentan (2019) auf der Seite von Mercedes Benz bzw. im PDF von Fiat.

Für uns bedeutet das, ein Fahrzeug mit der Größe H2L2 oder H2L3 ( Sprinter) bzw. D2L4  (Ducato) zu finden. Dann können wir gut (Nina) bzw. knapp (Joe) drin stehen und haben ausreichend Fläche für ein Bett, Verstaumöglichkeiten und eine Küchenzeile.

Motorisierung

Da wir auch in den Alpen unterwegs sein wollen, peilen wir mal 100 PS und mehr an.

Sprinter

In den Bezeichnungen 216 oder 313 cdi verstecken sich wertvolle Informationen. Die ersten Ziffern stehen für das zulässige Gesamtgewicht, wobei es scheinbar kleine Ausnahmen gibt. Also unbedingt im Fahrzeugschein nachschauen.

Zulässiges Gesamtgewicht
  • 2xx bedeutet 2,6 oder 2,8 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.
  • 3xx bedeutet 3,2 oder 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.
  • 4xx bedeutet bis zu 4,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht (Zwillingsbereifung).
Leistung
  • x10 bedeutet 95 PS.
  • x11 bedeutet 109 PS. (ab Bj 2016 114 PS)
  • x13 bedeutet 129 PS.
  • x15 bedeutet 150 PS.
  • x16 bedeutet 163 PS.
  • Usw.

Alle Dieselmotoren haben bei guter Wartung den Ruf der Unzerstörbarkeit und können von jedem Mechaniker wieder fit gemacht werden.

Ducato

Die 2.3 Liter Motoren gibt es mit 120 und 130 PS und heißen denn Multijet 120 und Multijet 130. Den 3 Liter Motor gibt es mit 160 und 177 PS mit den Bezeichnungen Multijet 160 und Multijet 180. Vor allem die 3 Liter Motoren gelten bei guter Pflege (vor allem nicht heiß abstellen!) als sehr langlebig und haben sogar eine wartungsfreie Steuerkette.

Was uns noch wichtig ist

Um zumindest die Hoffnung auf eine Gute Wartung haben zu können, legen wir Wert auf ein möglichst lang gepflegtes Scheckheft.

Lange haben wir überlegt, nur einen Sprinter bzw. Ducato mit einem Beifahrersitz und nicht mit einer Sitzbank zu suchen und den Beifahrersitz mit einer Drehkonsole für mehr Platz auszustatten. Die Zwischenwand lässt sich anders als beim T4/T5-Bulli einfach mit Schrauben entfernen und es muss nicht geflext werden. Nach einem Kraxelversuch waren wir auch offen für eine Sitzbank. Schließlich kann man auch den Fahrersitz drehbar umbauen.

Der Van soll nicht für Kurierfahrten oder ähnliches verwendet worden sein. Wenn wir jeden Tag ein anderes Fahrzeug fahren würden, würden wir auch nicht wirklich drauf achten.

Um noch mehr Sicherheit bzgl. des Fahrzeugzustands zu haben und um auf der Reise keine Arbeit damit zu haben, sollte der TÜV nur wenige Monate her sein. Alternativ kann man auch mit dem Verkäufer vereinbaren, dass man ihn mit neuem TÜV kauft, der TÜV also neu gemacht wird. Wir würden die Kosten grundsätzlich übernehmen, sofern der Verkäufer die Reparaturkosten im Fall von Beanstandungen übernimmt.

 

Somit suchen wir einen Sprinter bzw. Ducato mit Hochdach in Standard / Mittel oder Lang mit 3xx und x1y (y größer gleich 1) bzw. Multijet 120 aufwärts mit möglichst wenig Rost und einer Laufleistung bis max. 200.000 km und relativ neuem TÜV. Je nach Attraktivität des Gesamtpakets rechnen wir mit einem Budget für das fitte Basisfahrzeug mit 5.000 bis 10.000 Euro. Der Aus- und Umbau kommt noch oben drauf.

Wo suchen wir?

Jeder fängt immer bei den üblichen Verdächtigen an. Das sind die Auto- und Kleinanzeigen-Portale. Uns wurden aber noch viele weitere Möglichkeiten empfohlen. Im folgenden eine Liste, wo wir suchen.

Such-Plattform Unsere Erfahrung
autoscout24.de Hier gibt es natürlich viele Fahrzeuge, vor allem von Händlern und auch von solchen, die nur Fahrzeuge für Gewerbetreibende und für den Export anbieten. Angeblich soll von Privat günstiger sein. Gut, um einen Überblick über aktuelle Preise usw. zu bekommen.
mobile.de Hier gilt dasselbe, wie bei autoscout24, großteils sind sogar die Suchergebnisse identisch, allerdings hat uns gefallen, dass man in der Suche gleichzeitig nach mehreren Fahrzeugen bspw. Sprinter und Ducato suchen kann und sogar Fahrzeuge ausschließen kann. Diese eine Suche kann man leicht per E-Mail abonnieren und ändern.
ebay kleinanzeigen Hier werden deutlich mehr Fahrzeuge von privat angeboten, allerdings auch mehr Schrott. Sollte unserer Meinung nach auf jeden Fall ergänzend zu mobile.de genutzt werden.
Facebook Marketplace Hier gibt es nicht viele Fahrzeuge, selbst in einer Großstadt wie München. Allerdings ist aufgrund der fehlenden Bekanntheit die Chance auf ein Schnäppchen auch größer.
Facebook Gruppen Beispielhaft haben wir eine Gruppe verlinkt. Es gibt aber einige. Oft ist die direkte Suche nicht erwünscht, doch kann man das mit einer geschickten Formulierung umgehen. 🙂

Auch eignen sich die Gruppen gut, für eine Ratschläge zu spezielleren Fragen.

Sprinter-Forum Hier gibt es auch einen Marktplatz. Wir haben nichts gefunden, doch die Tipps und Infos aus dem Forum waren sehr hilfreich.
Lokale Autohändler Ein Besuch oder das Abtelefonieren lohnt in jedem Fall. Möchte man das eigene Auto verkaufen und eine Basisfahrzeug kaufen, so ist dies bestimmt eine interessante Möglichkeit, gleich die Inzahlungnahme des alten zu beanspruchen. Dubiose Händler geben übrigens keine Gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung auf Gebrauchtwagen.
Autovermietungen Uns wurde gesagt, dass Autovermietungen wie Avis, Europcar und andere ihre Transporter auch an Privatpersonen verkaufen. Diese haben dann meist nur weniger Tausend Kilometer drauf und sind noch sehr jung, aufgrund dessen allerdings außerhalb unseres Budgets.

 

Die Suche nach der Eier-legenden Wollmilchsau kann beginnen…

Unser Van “Wigwam” hat uns gefunden

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